Langlaufski wachsen für Anfänger

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Mit einem gut gewachsten Ski, klappt es auch am Berg leichter!

Warum müssen Ski gewachst werden?

Die Antwort ist ganz einfach – um Kraft zu sparen. Würdest du mit einem Platten zum Mountainbiken gehen? Vermutlich nicht. Das gleiche gilt beim Langlaufen. Wachsen gehört auch bei Anfängern dazu, ob mit Heiß- oder Flüssigwachs (auch Kaltwachs genannt). Nachfolgend wirst du sehen, dass es wirklich kein Hexenwerk ist. Doch zuerst müssen wir die Frage klären, warum wir die Beläge wachsen müssen. Die Beläge weisen eine poröse Struktur auf. Gleitet der Ski nun über den Schnee, entsteht durch Reibung und Druck ein hauchdünner Wasserfilm. Ein unbehandelter Belag würde nun das Wasser in die Poren des Belages „einsaugen“ (hydrophil), dadurch erhöht sich der Kraftaufwand deutlich und die Gleitfähigkeit des Skis verschlechtert sich. Aus diesem Grund müssen wir den Belag mit Gleitwachs behandeln. Dadurch kann das Wasser nicht in die Poren eindringen (hydrophob) und es entsteht ein Art Kugellagereffekt durch das abperlende Wasser. Des Weiteren schützt die Wachsschicht den Belag vor Austrocknung und Oxidation. Spätestens wenn der Belag grau schimmernde Stellen aufweist, sollte man unbedingt den Ski wachsen.

Auch ein sogenannter Nowax Ski muss an den Gleitflächen (vorne und hinten) mit Gleitwachs gewachst werden. Der Ausdruck Nowax bezieht sich nämlich nur auf die Steigzone in der Mitte des Ski (meist Schuppen oder Fell) der nicht gewachst werden muss. Für die mechanischen Steighilfen gibt es spezielle Imprägniermittel um ein Anhaften von  z.B. Neuschnee unter der Steigzone zu verhindern.

Wer in den nachfolgenden Ausführungen einen wissenschaftliche Abhandlung über das Skiwachsen erwartet, sollte am besten hier aufhören den Artikel zu lesen. In diesem Artikel möchte ich euch die Grundlagen für Anfänger vermitteln und die Hemmschwelle für’s Skiwachsen abbauen. Wie schon oben erwähnt ist Skiwachsen kein Hexenwerk.

Wachsen mit Heißwachs

Der Vorteil beim Heißwachsen liegt ganz klar in der Haltbarkeit der Wachsschicht, im Vergleich zur Flüssigwachsschicht (Richtwert 20 bis 30 km). Als Faustregel kann man sagen, dass alle 70 bis 80 km die Ski wieder heiß nachgewachsen werden sollten oder spätestens aber, wenn graue Stellen am Ski sichtbar werden. Die Haltbarkeit der Wachsschicht variiert je nach Schneebeschaffenheit und sollte mit regelmäßigen Sichtkontrollen überprüft werden.

Der Aufwand und die Anzahl an unterschiedlichen Materialien, die beim Heißwachsen benötigt werden, sind als Nachteil im Vergleich zum Flüssigwachsen zu nennen.

Wachsbock mit eingespanntem Ski

Was braucht man alles für das Heißwachsen?

Die Materialliste beim Heißwachsen ist relativ lang. Aber es können bis auf den speziellen Nordic-Skispanner alle Materialien, auch für Alpin-, Tourenski und Snowboard verwendet werden. Die meisten Materialien haben eine sehr lange Haltbarkeit.

-Skispanner, Wachsbock oder Wachstisch

Ich persönlich verwende das relativ kostengünstige System von Skispannklick und bin damit sehr zufrieden (eigene Rezession folgt). Der Ski wird an der Bindung fixiert und vorne über ein Aluprofil mit Saugnapf und hinten einen Schaumkeil (anpassbar) fixiert (siehe Bild oben). Weitere Skispannsysteme der gängigen Hersteller verlinke ich unten. Die Funktionsweise ist aber die gleiche. Der einzige Unterschied liegt an der etwas größeren Auflagefläche der Skienden. Dadurch biegen sich die Ski beim Abziehen mit der Klinge nach dem Wachsen nicht so stark durch.

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Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Systeme, hier noch 2 Beispiele der Firma Skigo:

Skigo Wachsprofil (klappbar) oder auch als mobiles Tischsystem.

Beim Kauf sollte man unbedingt darauf achten, dass der Skispanner mit dem verbauten Bindungssystem des Langlaufskis kompatibel ist. Den Skispannklick gibt es für beide gängigen Bindungsysteme (NNN und SNS).

-Belagreiniger und Fiberlene Tuch

Um den Belag von Schmutz und Wachsresten zu säubern, sollte der Belag mit einem Wachsentferner behandelt werden. Ich verwende dafür den SWIX base cleaner und ein Fiberlene Tuch (fusselfreies Tuch) die beide im Set erhältlich sind*.

-Abziehklinge und Spurrillenstab

Um das überschüssige Wachs vom Ski zu entfernen, wird eine Kunststoffabziehklinge verwendet. Die Toko Abziehklinge* kann ich aus eigener Erfahrung empfehlen.

Für’s Auskratzen der Spurrille kommt bei mir ein Spurrillenstab der Firma Swix* zur Anwendung. Der Stift besitzt 2 unterschiedliche Durchmesser an den jeweiligen Enden. Durch die Vertiefungen für den Daumen, liegt der Stab sehr gut in der Hand.

-Belagsbürsten

Zum Ausbürsten des Belages vor und nach dem Wachsen sollte man sich eine Kupfer/Bronze- und eine Nylonbürste zulegen. Die Rosshaarbürste ist nicht zwingend notwendig. Wer aber seinen Belag noch feiner Ausbürsten will, kommt um die Rosshaarbürste nicht herum. Ich verwende ein Swix Bürstenset* und bin damit sehr zufrieden.

Bei guten Bürsten ist nach dem Ausbürsten kein Abwischen mit einem Tuch notwendig.

Für die Langläufer, die etwas mehr Geld ausgeben möchten und den Kraftaufwand (beim Wachsen) minimieren wollen, empfehle ich ein Rotorbürstenset*. Die Achse der Rotorbürste wird auf einer Seite mit einem 6-kant in einem Akkuschurauber montiert und mit dem Griff auf der anderen Seite über den Belag geführt.

-Heißwachs (weiss / rot)

Der Freizeitläufer kommt in unseren Breitengraden mit einem Universalwachs* (weiß) für einen Temperaturbereich von 10 bis -30° Lufttemperatur* aus.

Ein weiteres gängiges Wachs ist das Toko rot* für einen Außentemperaturbereich* von -2 bis -11°C.

*in der Regel wird der Ski nicht vor Ort gewachst (außer beim WaxlAxl in der Jachenau 😉 ). Somit ist eine Information bezüglich der Schneetemperatur nur schwer zugänglich. Anders schaut die Sache bei der Lufttemperatur aus, die in jedem guten Wetterbericht oder Wetterapp leicht zu ermitteln ist.

-Wachsbügeleisen

Ein Wachbügeleisen* hat den großen Vorteil, dass man die Temperatur, die für das Wachs empfohlen wird, genau einstellen kann. Auch ist die Wärmeplatte für das Skiwachsen bzw. für die Wachsverteilung auf den Belag hin optimiert.

Ich persönlich verwende aber ein altes Dampfbügeleisen und wähle die Einstellung zwischen Nylon und Seide, was in etwa einer Temperatur von 130°C entspricht. Probleme hatte ich damit bis dato noch keine.

-Wachssets

Aus Kostengründen macht es durchaus Sinn, ein Wachsset der gängigen Hersteller zu kaufen. 

Folgende Schritte sind beim Heißwachsen durchzuführen:

  1. Belagreiniger aufbringen und mit Fiberlene Tuch den Belag abreiben
  2. Mit einer Bronzebürste den Belag ausbürsten. Achtung: mit Bronzebürste nur in Laufrichtung (von vorne nach hinten) bürsten!.
  3. Mit einer Nylonbürste den Belag weiter ausbürsten. Laufrichtung ist hier nicht relevant.
  4. Heißwachs auftragen (unbedingt die Temperatur am Bügeleisen richtig einstellen! Temperatur auf Wachsverpackung beachten!)
    1. Wachsblock am Bügeleisen anwärmen und Wachsblock auf Ski reiben. Diese Methode ist sehr wachssparend. Alternativ kann das Wachs auch über das Bügeleisen auf den Belag getropft werden.
    2. Mit langen Bewegungen das Wachs in den Belag einbügeln. Nicht zu lange auf einem Punkt verweilen. Der Belag kann dabei beschädigt werden. Bei Haushaltsbügeleisen geringe Temperatur einstellen (zw. Nylon und Seide)!
  5. Die Ski mind. 15 – 20 Minuten auskühlen lassen, damit das Wachs in den Belag eindringen kann.
  6. Nach dem Auskühlen die Spurrille mit dem Spurrillenstab freimachen.
  7. Mit der Abziehklinge von vorne nach hinten den Belag abziehen. Vorgang solange wiederholen,  bis kein Wachs mehr vom Belag abgezogen werden kann. Den Druck dabei gleichmäßig aufbringen.
  8. Unter 45° die Belagkanten des Ski mit der Klinge abziehen und von Wachsresten säubern.
  9. Mit der Bronzebürste den Ski ausbürsten (wieder hier nur in Laufrichtung)
  10. Mit der Nylonbürste schön glänzend ausbürsten (hier keine Richtung zu beachten).Falls eine Rosshaarbürste verfügbar, Vorgang wiederholen.

Wachsen mit Flüssig- oder Rubbelwachsen

Vorteil: Kein Wachsbock notwendig, das Wachs kann im Stehen auf den Ski aufgetragen werden. Flüssig- bzw. Rubbelwachse (Wachsstäbe die auf den Belag gerieben werden) können auch auf der Loipe bei nachlassender Gleitwirkung appliziert werden.

Nachteil: Die aufgetragene Wachsschicht hat eine geringere Haltbarkeit im Vergleich zu Heißwachsen.

Was braucht man alles für das Flüssigwachsen?

Die Materialliste beim Flüssigwachsen (oft auch als Kaltwachsen bezeichnet) ist im Vergleich zum Heißwachsen sehr überschaubar.

-Belagreiniger (siehe Heisswachsen)

-Flüssigwachs bzw. Rubbelwachs-

Wenn es schnell gehen muss, verwende ich das Swix F4 all temperature* Flüssigwachs. Im Normalfall kommt man mit einer Flasche eine ganze Saison aus.

Achtung: Auch bei Flüssigwachsen ist der Temperaturbereich ebenfalls zu beachten!

-Korkblock und Nylonbürste

Zum Ausbürsten des Belages benötigt man wie beim Heisswachsen mindestens eine Nylonbürste*.

Der Korkblock* wird verwendet, um nach dem Auftragen des Flüssigwachses, das Wachs in den Belag einzuarbeiten.

Folgende Schritte sind beim Flüssigwachsen durchzuführen:

  1. Wie beim Heißwachsen ist der Belag mit Belagreiniger und Fiberlenetuch zu reinigen
  2. Mit dem Schaumstoff das Flüssigwachs punktuell auftragen und auf dem Belag dann gleichmäßig verteilen, bis ein durchgängiger Flüssigwachsfilm auf dem Belag entstanden ist.
  3.  Das Flüssigwachs nun mindestens 15 Minuten einwirken lassen, damit es in den Belag eindringen kann (kann auch über Nacht einwirken).
  4. Zum Schluss den Ski (in Laufrichtung) zuerst mit dem Korkblock und dann mit der Nylonbürste ausbürsten, bis er wieder schön glänzt.
Ein Auskratzen der Spurrillen und ein Abziehen mit Abziehklinge ist nicht notwendig.
Schaumstoff auf Flüssigwachsflasche
Filz zum Einarbeiten des Flüssigwachses auf der Loipe

Steigzonenpflege

Bei den klassischen Langlaufski mit mechanischer Steighilfe (Schuppe oder Fell) ist vor allem beim Fell besondere Pflege notwendig. Hier gibt es spezielle Fellreiniger mit dem das Fell gereinigt wird. Ich verwende den TOKO Fellreiniger*, der mit einem Tuch auf das Fell aufgebracht und eingerieben wird (auch gegen den Strich). Nach dem das Fell gereinigt und getrocknet ist, wird das Fell mit einer Fellimprägnierung versehen. Diese verhindert vor allem das Anhaften von Schnee auf dem Fell, welcher den Abdruck verschlechtert. Ich verwende eine Fellimprägnierung von TOKO*.

Schuppenski benötigen in der Regel keine Pflege der Steigzone. Hier sind aber auch Imprägnierungen auf dem Markt, mit denen ich aber keine Erfahrungen habe.

Einlagerung der Ski über den Sommer

Bevor die Ski im Keller über den Sommer eingelagert werden, sollte man sie unbedingt mit einer Schicht Heißwachs versehen und das Wachs nicht abziehen. Dies schützt den Belag vor Austrocknung und Oxidation.

Vor dem ersten Langlauf nach der Sommerpause, sollte das Wachs abgezogen werden und wie oben beschrieben mit einer neuen Heißwachsung versehen werden.

Links und der Biathlon-Podcast

Wer sich für die Präparation der Profis vom DSV interessiert, dem lege ich die beiden Folgen des Biathlon Doppelzimmers von den beiden Biathleten  Peiffer und Lesser ans Herz. Hier wird durch Experten von der Struktur der Ski über die Wachse alles besprochen und erklärt. Kurzweilig, Lustig aber extrem informativ.

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Martin Ladstätter

Seit 10 Jahren bin ich wieder leidenschaftlicher Langläufer in beiden Stilen. Angefangen hat alles mit einem Skatingkurs im Jahre 2001 in Kössen. Ich habe vor einigen Jahren die Facebookgruppe “Langlaufen rund um München” gegründet. Damals waren die Informationen zu Langlaufschulen, Langlaufshops und zu aktuellen Loipenzustände sehr spärlich. Mit dieser Website möchte ich die Informationen die sich in den letzten Jahren in der Gruppe angesammelt haben, zusammenfassen und für Neulinge und Interessierte bereitstellen. Meine Lieblingsloipen befinden sich in der Jachenau, im Kaiserwinkel und im Ammergau. In den schneefreien Monaten findet man mich des Öfteren an der Ruderregatta oder an der Flugwerft in Oberschleißheim beim Skirollern.

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